Wir heiraten am

12. Juli 2014

MARIO SANDHU
ANNA WINKLER

The Story of Anna & Mario

Kapitel 1 – Kathis Geburtstag

Februar 2008.
Man sagt, dass nach zwei Uhr morgens nichts Gutes mehr passiert. Dem pflichte ich grundsätzlich bei, doch erst Ausnahmen bilden Regeln. Diese Nacht, in der Kathis 26. Geburtstagsfeier im berühmt-berüchtigten Downunder stattfand, war so eine Ausnahme.

Meine Erinnerungen an diese Nacht sind ob der nicht unbeträchtlichen Menge Alkohol vage und verschwommen. Um 3:27 Uhr fiel mein Blick auf eine mir bis dahin unbekannte weibliche Person, die sich auf der Tanzfläche zu Unrockbar (von Die Ärzte) bewegte, als symbolisierte sie das genaue Gegenteil des Liedtitels. Sie war klein und hatte dunkelbraunes, kinnlanges Haar, das im schwachen Licht der Tanzfläche fast schwarz wirkte. Nach einer kurzen Tanzsession (man nennt mich auch den John Travolta des Punkrocks ;-) ) sprach ich sie zum ersten Mal an.
Die genauen Worte sind heute nicht mehr bekannt, aber nach einer kurzen Vorstellung ging es um Die Ärzte und wie es käme, dass sie noch nie bei einem Konzert gewesen sei. Ich fragte sie, woher sie Kathi kannte und ob sie aus Deutschland wäre.
Wir unterhielten uns ein paar Minuten lang und wäre dies eine romantische Liebesgeschichte, würde ich davon erzählen, wie unwiderstehlich ich sie fand, wie ich sie mit eloquenten Sprüchen verzauberte, wie wir die Nacht durchtanzten, als gäbe es keinen Morgen, wie wir uns zum Abschied küssten und vieles mehr. Dies ist jedoch eine (großteils) wahre Geschichte und so kam es, dass sie sich wenige Minuten nach unserem ersten Kennenlernen, das eigentlich kein Kennenlernen war, von mir freundlich (und süß) verabschiedete.

Kapitel 2 – Tinas Geburtstag

April 2008.
Tinas Geburtstagsfeier fand in einem typischen Irish-Pub statt, an dessen Namen und Aussehen ich mich nicht mehr erinnere. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob es überhaupt ein Irish-Pub war. Jedenfalls saßen wir (diverse Freundinnen/Freunde und ich) um einen großen Tisch und unterhielten uns über dieses und jenes, als Kathi mit einer Freundin die Runde bereicherte. Die Freundin hieß Anna und war eine Arbeitskollegin von Kathi. A-ha. Am Tisch befanden sich fünf Pärchen, Kathi, die zu jener Zeit ebenfalls vergeben war, Anna und ich. A-ha. Vorgestellt wurde ich als „…und das ist der Mario, der ist übrigens Single…“. A-ha.
Viel mehr bräuchte man über diesen Abend eigentlich gar nicht mehr erzählen. Außer, dass der Abend wieder einmal im Downunder endete und Anna und ich unter anderem darüber wetteiferten, wer besser Spaghetti kochen könne. Schließlich einigten wir uns darauf, dass lediglich ein Kochwettbewerb diese entscheidende Frage zu klären vermöge. Nun, selbstredend hat dieser Wettbewerb bis heute nicht stattgefunden. Man muss nicht kämpfen, um zu siegen, oder wie der Spruch heißt. Schmecken tun jedenfalls beide Varianten ausgezeichnet.

Kapitel 3 – So geht das

Mai 2008.
An diesem Abend hatte niemand Geburtstag. Zumindest keiner der Anwesenden. Man traf sich bei Kathi, die damals noch mit Anna N. zusammenwohnte (die später auf einer Geburtstagsparty Annas Bruder Hartmut kennenlernte und ebenfalls in Kürze heiraten wird… aber das ist eine andere Geschichte), um für das Downunder vorzuglühen. An diesem Abend war Anna nicht die einzige Singlefrau und so wurde ich zwischendurch gefragt, wer denn nun meine Favoritin sei. Sind doch alle ganz nett, oder so ähnlich war die diplomatische Antwort. In Wirklichkeit war den meisten bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass es nur eine Möglichkeit gab. Und so wurden an diesem Abend die ersten offensiven (und völlig subtilen) Verkupplungsversuche gestartet. Ohne näher ins Detail gehen zu wollen, blieb jegliche Mühe vergebens. Gegen Ende des Abends begab man sich wieder einmal runter in den Tanzkeller und – welch Glück oder auch Schicksal – der DJ legte die Ärzte auf. Wie es geht, weiß ich zwar heute noch nicht, aber so lautete der Titel. Und überraschender Weise schien Anna mich anzutanzen, als wüsste sie ganz genau wie es geht.

Kapitel 4 – Der Anfang

Juni 2008.
An diesem Abend fand in meiner Wohnung (wie so oft zu jener Zeit) eine Singstar-Session statt. Diverse Freunde waren eingeladen, unter anderem auch Kathi und Anna. Wir kamen uns näher, ohne uns zu berühren. Wir hatten Spaß bis in die frühen Morgenstunden, ohne dass etwas Nennenswertes passierte. Als es Zeit wurde, nach Hause zu fahren und sich die Gäste der Reihe nach verabschiedeten, kam Anna auf meinem Balkon ganz nah zu mir und meinte, ob ich sie nun (endlich) küssen würde oder sie jetzt fahren solle. Ich entschied mich für Ersteres und ich bin heute noch glücklich über diese Entscheidung. Und so wurde dieser Abend zum eigentlichen Anfang (vom Ende) unserer Geschichte.

Kapitel 5 – Das Ende

Juli bis September 2008.
Anna verbrachte den Sommer wie auch schon die Jahre davor in Kärnten. Vor ihrer Abreise lud sie mich per E-Mail freundlich ein. Sie schrieb, dass dort jedes Jahr am Grundstück ihrer Eltern für ein Wochenende ein Freundes-Treffen veranstaltet würde. Ich schlug die Einladung freundlich aus. Ansonsten gab es keinerlei Kontakt. Man lebte sein Leben wie gewohnt weiter bis die Tage wieder kälter wurden.

Kapitel 6 – Der Neuanfang

Oktober 2008.
In einem English-Pub, in dem ich zu jener Zeit mehr oder weniger regelmäßig Steel-Darts spielte, trafen wir einander wieder. Wie immer war Kathi ebenfalls dabei. Die Gespräche begannen, als hätten wir uns neu kennengelernt. Alles schien wie nie geschehen. Doch die gegenseitige Sympathie war immer noch vorhanden und begleitete uns den gesamten Abend. Schließlich verabredeten wir uns für ein weiteres Treffen.

Kapitel 7 – Lost…

November bis Dezember 2008.
Da wir beide Film- und Serien-Freaks waren (und sind), verbrachten wir zahlreiche Abende bei mir auf der Couch und starrten gebannt auf die Leinwand. Zu jener Zeit war Lost meine absolute Lieblingsserie und Anna mochte sie auch. Die meisten Abende verliefen, als wären wir ein altes Ehepaar. Gekocht habe meistens ich, geredet meistens sie. Die Treffen wurden häufiger, die Küsse inniger. Von Beziehung wollte keiner etwas wissen. Zu Weihnachten schenkte sie mir ein Schachbrett mit Glasfiguren, wie originell. Ich verstaute es unauffällig neben meinem anderen Schachbrett mit Glasfiguren. Silvester haben wir getrennt verbracht.

Kapitel 8 – …and found

Jänner und Februar 2009.
Neujahr ist ein guter Tag für Vorsätze. Ich erinnere mich heute an keinen einzigen von jenem Jahr, bin jedoch zuversichtlich, keinen einzigen eingehalten zu haben. Wie dem auch sei, wir trafen uns immer noch regelmäßig. Offenbar konnten wir nicht mehr voneinander lassen. Keiner von uns konnte damals verstehen, woran das lag. Ich empfand sie als liebenswertesten Menschen, den ich je kennengelernt hatte. Sie schien von mir zumindest nicht gänzlich abgeneigt zu sein. Nach jahrelanger Suche hatten wir einander gefunden.

Kapitel 9 – Freitag der 13.

März 2009.

So konnte es nicht weiter gehen, soviel stand fest. Naja, zumindest empfand Anna das zu jener Zeit so. Wir trafen uns am Donnerstag, den 12. März in der Millenium-City, um im dortigen Kino gemeinsam einen Film (Watchmen) anzusehen. Ihr Bruder Wolfang, der erste ihrer sechs Brüder, den ich kennenlernen durfte, und sein Schwager Thomas waren ebenfalls dabei. Der Film war lang und noch viel mehr langweilig. Danach verabschiedeten wir uns von Wolfang und Thomas und fuhren zu mir. Vor dem Einschlafen meinte Anna plötzlich, dass sie nachgedacht hätte. Mittlerweile war es kurz nach zwölf.
Ich antwortete ihr, dass ich damit einverstanden wäre.
Einen Tag später, Samstag, hatte ich Geburtstag und so war eine kleine Home-Party angesagt. Wir verkündeten unseren Freunden freudig, dass wir nun ein Paar wären. Die meisten taten, als wäre dies ohnehin nichts Neues.

Kapitel 10 – Die Auserwählte.

April – Mai 2009.

Du bist die Auserwählte. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das gesagt habe, aber ich weiß, dass ich es tat. Und aufrichtig meinte. Diese Bezeichnung wurde durch die Serie Alias inspiriert, die ich damals auf Annas Empfehlung regelmäßig schaute, wenngleich die Hauptfigur der Serie in einem völlig anderem Zusammenhang so genannt wurde. Wie auch immer, mir schien jedenfalls bereits zu diesem (unbestimmten) Zeitpunkt klar, dass Anna für mich The Chosen One war.
Wann ich ihr zum ersten Mal jene berühmten drei Worte mitteilte, deren Zweites mit „l“ beginnt, weiß ich hingegen noch ganz genau, nämlich am 9. Mai. Seither zweifelte ich keinen Tag, ja nicht einmal eine Minute daran. Und da wir nicht gestorben sind, lieben wir einander noch heute.